AYURVEDISCHE ANWENDUNGEN TEIL 3
Mit Shirodhara zu
Tiefenentspannung
Shirodhara leitet sich von den beiden Sanskrit-Wörtern Shiro (Kopf) und Dhara (Fluss) ab, was bereits sehr bildlich den Ablauf dieser Ayurveda-Anwendung vor Augen führt: Ein kontinuierlich warmer Öl-Strom wird über die Stirn gegossen, um tiefgehende Entspannung und Wohlbefinden zu erzeugen. Dieser tiefgreifende Einfluss auf das Nervensystem induziert einen entspannten Bewusstseinszustand, der zu innerem Gleichgewicht führt.
Eingeführt wurde Shirodhara von Nagarjuna bereits im zweiten Jahrhundert vor Christus zur Behandlung von Angstzuständen und Unsicherheit.
Ist eine Shirodhara-Anwendung das Richtige für mich?
In erster Linie ist Shirodhara eine hochwirksame Behandlung, um zu körperlicher und geistiger Stärke zurückzufinden sowie das Immunsystem zu stärken. Auf physischer Ebene lässt sich so Krankheiten und Stress effektiv entgegenwirken. Doch auch die geistige Komponente ist von Bedeutung: Shirodhara sorgt durch die entspannende Wirkung für Wohlbefinden, Klarheit, Ruhe und Selbstbewusstsein – dieses positive Einwirken auf psychischer Ebene ist der erste Schritt hin zu allumfassender Gesundheit. Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Behebung von Schlafstörungen, da der Prozess die Zirbeldrüse stimuliert, die für die Melatonin-Produktion zuständig ist.
Bei folgenden akuten Krankheitsbildern ist hingegen von Shirodhara abzuraten: Nackenverletzungen, Schürf- oder Schnittwunden am Kopf, Fieber oder Schüttelfrost, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel oder Ohnmachten.
Shirodhara
regt auch das
Ajna-Chakra und
damit die
Zirkulation der
Lebenskraft an.
Was bewirkt eine Shirodhara-Anwendung?
Die Heilwirkung von Shirodhara lässt sich auf elektrische Impulse zurückführen, die durch das Auftreffen des Flüssigkeitsstroms auf die Haut erzeugt werden. Darüber hinaus sorgen Ölgüsse auf den Kopf und die Kopfhaut für ein beruhigendes Gefühl: Die Kopfmuskeln entspannen sich und die oberflächliche Wirkung erreicht über die peripheren Nerven der Stirn das Gehirn.
Shirodhara stimuliert ebenfalls die verschiedenen Vitalpunkte (Marma) rund um den Kopf und verbessert die Durchblutung in dieser Region, in der viele Nervenbahnen laufen. Diese Erweiterung der Blutgefäße wird durch die warmen Kräuteröle initiiert, die über die Haarfollikel und Schweißkanäle eindringen und ihre Wirkung entfalten. Da die Wärme und die höhere Durchblutung gleichermaßen für die gute Aufnahme des Öls sorgen, kann eine leichte Massage beides unterstützen.
Shirodhara regt darüber hinaus das Ajna-Chakra – die Zirkulation der Lebenskraft – an. Auch als »Chakra des dritten Auges« bekannt und damit das Zentrum der Intuition und Voraussicht, führt seine Stimulierung laut Ayurveda zu einer Bewusstseinserweiterung. In dieser parasympathischen Ruhe, einem ego-befreiten Zustand, ist der Patient tief mit sich selbst und seinem Unterbewusstsein in glückseliger Entspannung verbunden.
Zusammenfassend lässt sich Shirodhara als Anwendung beschreiben, die durch ihre ausgleichende, entspannende und beruhigende Wirkung die Selbstheilungskräfte aktiviert und beim Stressabbau hilft. Diese Entspannung ist nicht nur körperlicher Natur, auch der Geist klärt sich und kann loslassen, was zu einer Verbesserung der Konzentration und Intuition führt. Im Fokus steht die Beruhigung des gesamten zentralen Nervensystems, weshalb Shirodhara auch bei chronischen Kopfschmerzen, Migräne, Schlaflosigkeit, Lähmungserscheinungen, Parkinson, zerebraler Atrophie und Tinnitus zur Anwendung kommt.
Wie läuft eine Shirodhara-Anwendung ab?
Bevor es zur eigentlichen Anwendung kommt, wird eine vorbereitende sanfte Kopf- und Schultermassage durchgeführt. Auch nach einer Abhyanga (Ganzkörpermassage) kann Shirodhara seine volle Wirkung entfalten.
Im Anschluss liegt der Patient in bequemer Rückenlage unter einer Schale, aus der über einen Docht das Öl (Thailam) bei kontrollierter Temperatur über einen Zeitraum von 30 bis 45 Minuten auf die Stirn gegossen wird. Im Anschluss sollte eine ebenso lange Ruhephase eingehalten und kalte Zugluft vermieden werden. Später wird das Öl aus den Haaren mit nicht allzu warmem Wasser ausgespült.
Die Eigenschaften verschiedener Öle
Ganz generell wirken die bei der Shirodhara-Anwendung eingesetzten Öle erhöhten Doshas entgegen, wobei jedes eine andere Eigenschaft zum Tragen bringt. Grundlage ist jeweils ein Sesamöl, darüber hinaus können verschiedene Öle auch in Kombination angewandt werden.
Ksheerabala Thailam
trägt zur Verjüngung und Unterstützung bei degenerativen Erkrankungen bei. Es wird bei allen Arten von Vata-Störungen verwendet.
Brahmi Thailam
kommt bei neurologischen Erkrankungen sowie zur Verbesserung des Gedächtnisses, zur Förderung der Intelligenz und Erhöhung der Wachsamkeit zum Einsatz.
Chandanadi Thailam
beruhigt Pitta, also Brennen oder Hitze im Körper.
Triphaladi Thailam
ist wirksam gegen Kopfschmerzen und Haarausfall.
Erfahren Sie mehr über Öle im Ayurveda in unserem Blog-Beitrag »
Sonderform von Shirodhara: Takradhara
Bei dieser speziellen Art des Shirodharas wird eine mit Kräutern versetzte ayurvedische Buttermilch (Takra) ebenfalls kontinuierlich und rhythmisch über den Kopf gegossen. Diese Anwendung ist vor allen Dingen bei Hauterkrankungen psychosomatischen Ursprungs, z.B. Psoriasis, aber auch bei Brennen von Händen und Füßen, Bluthochdruck oder Burnout angezeigt.
Im zweiten Teil unserer Reihe über Ayurvedische Anwendungen stellen wir Ihnen
Pizhichil, den königlichen Guss vor. »