Ayurvedische Augenheilkunde – Teil 1
Sarvendriyanam Nayanam Pradhanam – von unseren fünf Sinnesorganen sind unsere Augen im Ayurveda die wichtigsten. So wie in der westlichen Naturheilkunde vom »Tor zur Seele« die Rede ist, sieht man im Ayurveda in den Augen die Verbindung des Menschen zur Welt.
Das Auge ist nach ayurvedischer Definition Tejomaya, reine Feuerenergie. Und Pitta repräsentiert wiederum das Feuer im Körper, weshalb die Augen auch in diesem Dosha ihren Sitz haben. Wenn unser Pitta ausgeglichen ist, sind unsere Augen gesund und strahlend, ein Ungleichgewicht ist hingegen oft Ursache von Augenproblemen. Stress, Wut, Angstzustände, Alkohol- oder Tabakgenuss, zu scharfes Essen, Umweltbelastungen, Stoffwechselstörungen, zu viele Stunden vor Bildschirmen oder mangelnder Schlaf – all das kann Pitta aus der Balance bringen.
Ayurvedische Tipps zur Erhaltung der Augengesundheit
Natürlich hat Ayurveda einige stärkende und vorbeugende Behandlungen im Repertoire, die Sie ganz leicht zu Hause durchführen können. Durch diese kleinen Achtsamkeiten tragen Sie zur Gesunderhaltung Ihres Sehvermögens bei – hier unsere 8 wertvollsten Tipps:
1. Kopfmassage für den Stressabbau
Mit regelmäßigen Kopfmassagen lassen sich leichte Verspannungen lindern: Die Durchblutung wird verbessert und die Muskeln, die zur Aufrechterhaltung der Sehschärfe und zur Stimulierung der Tränendrüsen verantwortlich sind, entspannen sich. Verwenden Sie hierzu Brahmi-, Kokos- oder Mandelöl. Bei langer Bildschirmtätigkeit hat sich auch diese Kurzübung nach der 20-20-20-Regel bewährt: Betrachten Sie alle 20 Minuten ein Objekt, das 20 Meter entfernt ist, 20 Sekunden lang.
2. Wohltuender Schlaf
Regelmäßige Nachtruhe von 7 bis 8 Stunden sind auch für die Augen eine Wohltat. Massieren Sie kurz vor dem Schlafengehen ein wenig Ghee oder Mandelöl um die Augen in kreisenden Bewegungen ein, um Trockenheit zu reduzieren und Augenringen entgegenzuwirken.
3. Schützen und entspannen Sie Ihre Augen
Direkte Sonneneinstrahlung gilt es zum Wohl Ihrer Augen zu vermeiden – Sonnenhut oder Sonnenbrille leisten immer gute Dienste, wenn Sie sich länger im Freien aufhalten. Bei Ihrer Rückkehr ist ein Aloe-Vera-Gel eine erfrischende Wohltat. Nicht nur im Sommer können Sie auch hiermit für eine beruhigende und erneuernde Auszeit sorgen: Tränken Sie Wattepads mit Kokosmilch, Rosen- oder Gurkenwasser und legen Sie diese täglich für 10 Minuten auf die Augenlider.
4. Nasyam wirkt befreiend
Im Ayurveda gilt die Nase als Türe zum Gehirn, weshalb bei Nasyam Kräuteröle durch die Nasenlöcher verabreicht werden. Durch diese Darreichungsform können die Wirkstoffe auf die Bereiche im Gehirn effektiv einwirken, die an der Regulierung des Sehvermögens beteiligt sind.
5. Triphala – der Nektar für das Auge
Triphala ist eine ayurvedische Kräutermischung, die eine intensive Heilkraft in sich birgt. Zur inneren Anwendung wird 1 Teelöffel Triphala-Pulver mit Ghee vermischt. Für eine äußerliche Anwendung kochen Sie einen Teelöffel Triphala in 250 ml Wasser auf, reduzieren diese Mischung auf 200 ml und lassen diese über Nacht ruhen. Am nächsten Morgen filtern Sie diese Essenz und tauchen Ihre Augen jeweils für fünf bis sieben Minuten ein. Keine Sorge: Zu Beginn brennen die Augen hierbei ein wenig. Nach einiger Zeit fühlt sich diese Anwendung jedoch sehr angenehm und kühlend an. Bei trockenen, roten oder gereizten Augen ist dies ein probates ayurvedisches Mittel.
6. Trataka – wirksame Augenmeditation
Bei dieser Meditation wird so lange ein kleiner Punkt oder eine Kerze aufmerksam fixiert, bis Tränen in die Augen aufsteigen. Diese sehr einfache Technik hat eine belebende Wirkung auf den Geist, verbessert die Konzentration und ist eine gute Übung für Meditationsneulinge. Ebenso der Augengesundheit zuträglich ist die Atemübung Bhastrika, die die Durchblutung des Kopfes fördert.
7. Von den Füßen zu den Augen
An unserem Fuß verlaufen einige Hauptnerven, die direkt mit unseren Augen in Verbindung stehen. Während einer ayurvedischen Fußmassage (Padabhyanga) mit Ghee oder Mandelöl kann also auch auf die Augen beruhigend eingewirkt werden. Konzentrieren Sie sich hierfür besonders auf die beiden mittleren Zehen, denn hier liegen die relevanten Druckpunkte. Ganz generell sollten Sie öfters barfuß im Gras spazieren gehen, um die Nervenfasern zu stimulieren – auch das hilft zur Verbesserung des Sehvermögens.
8. Netra Tarpanam zur Stärkung der Augen
Eine Spezialbehandlung, die ausschließlich zur Stärkung des Sehvermögens durchgeführt wird, ist Netra Tarpanam: Für dieses Augenbad wird zunächst ein kleiner Wall aus Kirchererbsenmehlteig um das Auge geformt, der anschließend mit Ghee gefüllt wird. Diese Anwendung entspannt und stärkt das Sinnesorgan, hilft bei Juckreiz und Trockenheit.
Im zweiten Teil unseres Beitrags zur Ayurvedischen Augenheilkunde verraten wir Ihnen Ernährungstipps, um Ihr wichtigstes Sinnesorgan zu unterstützen.