Iyengar-Yoga – den Körper ausrichten
Ein Interview mit Gabi Mai
Als zertifizierte Iyengar-Yoga-Lehrerin gibt Gabi Mai Yoga-Stunden im RoSana Kurzentrum. Das Besondere an dieser Form des Yoga ist die präzise Ausrichtung des Körpers sowie die Möglichkeit, Übungen gezielt auf körperliche Defizite abzustimmen. Wir sprachen mit ihr über ihren Werdegang und wie Körper und Geist von Iyengar-Yoga profitieren können.
Wie kamen Sie selbst zum Yoga?
Schon immer interessierte mich Körperarbeit und der gesundheitliche Aspekt des Yogas, auch um eigene gesundheitliche Themen zu verbessern. Mitte 20 machte ich meine ersten Erfahrungen im Yoga. Nach vielen Jahren eigener Yogapraxis, entschied ich mich Anfang 2003 für eine Yogalehrer-Ausbildung in der Tradition des Sivananda-Yogas. Danach folgten Ausbildungen zur Pilates-Trainerin, Body Art-, Yogaflow- und Beckenbodenkursleiterin.
Dabei ist es nicht geblieben – heute lehren Sie Iyengar-Yoga. Was ist daran so speziell?
Nachdem ich 2007 am Tag der offenen Tür bei Iyengar-Yoga-München an einer Yoga Sequenz teilnehmen durfte, wusste ich sofort, dass dies für mich die Essenz des Yogas ist. 2010, nach der Geburt meines 5. Kindes, entschied ich mich für die langjährige Iyengar-Yoga-Ausbildung, die ich 2014 erfolgreich als zertifizierte Iyengar-Yoga-Lehrerin abschloss.
Im Iyengar-Yoga legt man großen Wert auf die korrekte Ausrichtung in den Yoga-Haltungen (Asanas). Hilfsmittel, die zum Einsatz kommen, wie Klötze, Gurte oder Seile, dienen dazu, Anfänger und körperlich eingeschränkten Yogateilnehmer in den einzelnen Asanas zu unterstützen. Iyengar-Yoga kann von jedem praktiziert werden.
Ist Iyengar-Yoga eher für den Körper als für den Geist heilsam?
Nein, das kann man überhaupt nicht sagen. Wenn man einen Zugang zu seinem Körper durch Iyengar-Yoga bekommt, wenn ich in meinem Körper wirklich zu Hause bin, dann wird auch der Geist klar und die Atmung ruhig. Ich spüre dabei tief in meinen Körper hinein, richte mich gut aus und werde dadurch auch im Geist stabil.
Der Körper sorgt für Ordnung im Kopf?
Vereinfacht gesagt, ja. Der geerdete Körper spiegelt sich in einer geistigen Ruhe und einer tiefen Atmung wider.
Wie bleibt man schließlich dran? Wahrscheinlich nützt es nicht viel, nur einen Kurs zu besuchen …
Nein, da bin ich auch ganz ehrlich: Es ist ein Prozess und der braucht Zeit. Es fühlt sich auch nicht gleich bei der ersten Stunde super an – man muss sich darauf einlassen und geduldig sein, um eine Verbindung zum Körper herzustellen. In meinen Kursen hole ich die Teilnehmer aber immer da ab, wo sie gerade stehen und beginne mit Haltungen, die sie ausführen können.
Ist es zwingend notwendig, auch zu Hause weiterzuüben?
Die Worte »zwingen« oder »muss« sollte man im Yoga nicht verwenden. Beim Iyengar-Yoga baut man in der Regel zunächst eine Routine zusammen mit seinem Lehrer auf – einmal die Woche oder vielleicht zweimal. Wenn man diese Sicherheit verinnerlicht hat, übt man zu Hause und bei seinem Lehrer weiter.
Erfordert Yoga eine grundsätzliche Veränderung der Lebenseinstellung?
Nein, es ist vielmehr eine stetige Weiterentwicklung, die individuell verläuft und dabei eine große Freiheit zulässt.
Sind Einzelstunden im Iyengar-Yoga ratsam?
Diese sind sinnvoll, wenn große körperliche Einschränkungen vorliegen, auf die der Lehrer speziell eingehen muss. Ich habe aber auch Schüler, die beruflich übermäßig eingespannt sind und in einer Yoga-Einzelstunde eher Ruhe finden. Für die Motivation am Anfang ist Yoga in der Gruppe hingegen wunderbar.
Yoga
Yoga wird seit vielen tausend Jahren praktiziert und zählt heute sogar zum Immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO. Als indische philosophische Lehre umfasst Yoga sowohl geistige als auch körperliche Übungen. Diese haben sich zwar über die Jahrtausende gewandelt, doch an der Zielsetzung änderte sich nichts: Yoga harmonisiert Körper und Geist, es stärkt und entspannt zugleich. Im RoSana bieten wir sowohl im Rahmen unserer Kuren als auch in offenen Kursen verschiedene Formen des Yoga unter fachkundiger Leitung an.
Erfahren Sie mehr über Yoga im RoSana »Können auch ältere Menschen ohne Weiteres mit Iyengar-Yoga beginnen?
Selbstverständlich. Natürlich sieht die Übungspraxis im fortgeschrittenen Alter anders aus als bei jungen Leuten. Während diese gerne sehr dynamisch trainieren, stehen uns für ältere Menschen viele Hilfsmittel zur Verfügung.
Gerade weil es im Iyengar-Yoga so detailliert um den Körper geht, ist die Ausbildung zum Iyengar-Yoga-Lehrer recht lang. Wie läuft diese ab?
Es gibt in Deutschland den Iyengar-Yoga-Verband, der sehr strenge Richtlinien vorgibt. Man durchläuft viele Ausbildungsmodule über mehrere Jahre und ohne diese Abschlüsse darf man Iyengar-Yoga nicht unterrichten.
Was bedeutet Yoga für Sie ganz persönlich?
Ruhe, Zufriedenheit, Stabilität, Ausrichtung. Es ist für mich eine Selbstverständlichkeit wie das Zähneputzen.
Die offenen Iyengar-Yoga Kurse von Gabi Mai finden montags (08.30, 17:00 und 18.30), dienstags (09:00 und 18:00), mittwochs (19:00), freitags (08:30) und sonntags (08:30) statt. Sonntags bietet sie zudem im Wechsel mit Mechthild Brosch um 18 Uhr Regeneratives Yoga an.
RoSana-Kurgäste haben zweimal am Tag die Möglichkeit Yoga unter Anleitung von Mechthild Brosch oder Gabi Mai zu praktizieren.