ROSANA HOMÖOPATHIE
WIE FINDET MAN DIE PASSENDE HOMÖOPATHISCHE ARZNEI
Eine ausführliche Anamnese ist die Voraussetzung dafür, die individuell passende homöopathische Arznei zu finden. Aber um was geht es in diesem oft zeitaufwändigen Gespräch?
Jede Krankheit, akut oder chronisch, äußert sich in Symptomen, deren einer Teil für die Krankheit mehr oder weniger typisch, deren anderer Teil aber meist sehr individuell ist. Die krankheitstypischen Zeichen führen zur Diagnose der konventionellen Medizin, die individuellen Symptome lässt die „Schulmedizin“ meist unberücksichtigt. Dennoch gehören beide Gruppen von Symptomen zu der aktuellen Krankheit, weil sie ja zeitnah mit dieser aufgetreten sind.
5 FRAGEN ZUR FINDUNG DER HOMOÖPATHISCHEN ARZNEI
- Wo genau sind die Beschwerden lokalisiert? Von wo nach wo breiten sie sich unter Umständen aus? Dies ist der Aspekt der Lokalisation.
- Wie fühlt sich die Beschwerde bzw. ein Schmerz genau an? Dieser Aspekt dreht sich um die Empfindung.
- Wodurch werden die Beschwerden besser oder schlechter? Wie kann ich die Symptome selbst – und manchmal instinktiv – beeinflussen? Diesen Aspekt nennen wir die Modalitäten.
- Womit geht die eigentliche Hauptbeschwerde immer wieder einher, evtl. an ganz anderer Stelle im Körper oder als allgemeine Veränderung? Gemeint sind damit die Begleitsymptome.
- Warum ist die Symptomatik gerade bei mir und gerade zu diesem Zeitpunkt im Leben aufgetreten? Es geht also um eine – pausible! – Ursache.
DAS MITTEL DER WAHL BEI CHRONISCHEN KRANKHEITEN
Soll eine chronische Krankheit mit einer homöopathischen Arznei behandelt werden, dann sind noch weitere Informationen notwendig. Diese beziehen sich auf die Konstitution des Kranken, also auf den „Boden, auf dem die Krankheit gewachsen ist“. Hierzu zählen unter Anderem die Krankheitsvorgeschichte, die Temperaturregulation, das Schweißverhalten, Appetit und Durst, Nahrungsmittelverlangen und –abneigungen, Unverträglichkeiten, Sexualität und bei Frauen Zyklusverhalten, Schlaf und Träume. Nicht zuletzt ist auch wichtig, wie sich die Emotionalität in der Krankheit verändert hat.
Alle diese Aspekte beschreiben in Summe die ganz individuelle Art und Weise, wie unser Organismus „tickt“, wie er auf körperlicher, emotionaler oder geistiger Ebene auf Einwirkungen von außen reagiert. Man könnte das auch auffassen als die individuelle „Strategie“ des einzelnen Menschen, die sich emotional, vegetativ, immunologisch oder auch auf Organebene zeigt.
HOMÖOPATHIE ALS “ZUHÖRENDE MEDIZIN“
Für eine solche Anamnese zur Ermittlung der homöopathischen Arznei nehmen sich Homöopathen mindestens eine, meist zwei Stunden (und manchmal noch mehr!) Zeit. Selbstverständlich ist es für viele Patient*innen eine völlig neue Erfahrung, dass sich Ärzt*innen so viel Zeit nehmen. Und natürlich kann auch ein solches Gespräch angenehm sein oder zu neuer Selbsterkenntnis bis hin zu heilungsfördernden Impulsen führen. Einen solchen Placebo-Effekt gibt es überall in der Medizin und die konventionelle Medizin hätte sicher genügend Möglichkeiten, sich diesen Effekt wesentlich besser nutzbar zu machen. In der homöopathischen Anamnese kann es aber für Patient*innen auch durchaus anstrengend werden, wenn sie immer wieder aufs Neue dazu angehalten werden, ihre Symptome noch genauer zu beschreiben. Manchmal können Themen auch peinlich sein und auf bestimmte Fragen möchte man am liebsten gar nicht antworten. In solchen Situationen kann das Gegenteil des Placebo-Effektes eintreten nämlich ein Nocebo-Effekt. Dennoch ist es für eine korrekte Arzneifindung äußerst wichtig, alle verfügbaren Puzzle-Steine ins Spiel zu bringen.