GEDANKEN
Gedanken zum Ausnahmezustand
Was eigentlich ist ein Ausnahme-Zustand?
Ein Zustand der Ausnahme von der Regel, der Norm? Welche Norm?
Die Norm, alles ist sicher? Arbeit, Gesundheit, Geld, Verkehr, Lebensmittel, Klopapier?
War es das jemals? Es schien vielleicht so, aber ein kleines Virus zeigt uns die Realität, nichts ist sicher… Seltsam nur, dass wir uns auf alles Mögliche verlassen, auf die Industrie, die Banken, die Politik, nur beim puren Leben tun wir uns schwer. Leben ohne monatliches Gehalt ist wirklich schwierig in diesen Breitengraden. Interessant ist, dass es plötzlich kreative Ideen dafür gibt, wie diese Ausnahme trotzdem lebbar ist. Auch ein Leben ohne Klopapier könnte möglich sein. (Ich würde gerne erforschen, was es mit dem wertvollen Papier auf sich hat. Ich denke nur an den Slogan „wisch und weg…“) Interessant, wenn man heutzutage zu dritt vor einer Packung Klopapier steht, wer nimmt es an sich?
Plötzlich gibt es Wertschätzung für Pflegeberufe, Kassiererinnen, Müllmänner etc. Das ist z.B. eine schöne Ausnahme.
Es ist auch wunderbar, dass wir verhindern wollen, dass Menschen krank werden oder sterben, wenn wir unachtsam sind. Denken wir daran, wenn wir ein Glas Wein oder auch zwei Gläser trinken und dann trotzdem nach Hause fahren oder wenn wir die Welt mit unserem Plastik verschmutzen oder unseren Wohlstand auf Kosten anderer leben?
Interessant auch, wie die Menschen so mit dieser Ausnahme umgehen. Manche horten alles, was sie finden, manche sperren sich ein, manche helfen bis zum Umfallen, manche suchen nach den Schuldigen, wie z.B. einem bösen Laboranten oder die Virologen, die gerne mal in eine Talkshow wollen, oder die Konzerne, die Geld daran verdienen oder die Kommunisten die unsere Demokratie fragwürdig finden oder vielleicht die kleine Greta, die sich mit den Viren verschworen hat, um es uns mal so richtig zu zeigen. (Das ist übrigens eine Fake News.)
Vielleicht ist es einfach ein wichtiger Hinweis des Lebens, dass wir als Mensch doch nicht so unantastbar sind und doch nicht alles kontrollieren und „machen“ oder kaufen können. Nach dem Motto, „willst du den lieben Gott zum Lachen bringen, erzähle ihm von deinem Plan“.
Wenn wir allein oder als Familie eingepfercht sind, passieren auch viele interessante Dinge.
Sicher steigt erst mal die Rate der Depression, vielleicht die nächste Pandemie? Vielleicht steigt auch Aggression und Gewalt, vielleicht gelingt es aber auch, dass sich Freundschaften vertiefen, Partner sich neu kennenlernen, Zeit mit den Kindern verbringen, wir uns selbst begegnen.
Wie das alte Kinderbuch vom Frederic, der nicht wie alle anderen Mäusekollegen für den Winter Vorräte hamsterte, sondern die Farben und Gerüche der Welt in sich aufnahm und dann in der Zeit der Not diese in Geschichten an alle weitergab.
Also, eigentlich ein interessanter Zustand, der der Ausnahme….grade fühlt es sich gar nicht nach Ausnahme an, eher wie eine große Lupe auf die bisher verdrängten Anteile in uns.
Eine schwierige Zeit allemal, wir müssen lieb gewonnene Gewohnheiten aufgeben. Das fällt uns schwer. Wer sich jetzt gut anpassen kann und das Leben nimmt, wie es kommt, hat es sicher leichter.
Ich hätte mir vorher nicht vorstellen können, dass die Wirtschaft zusammenkracht, weil wir alte und kranke Menschen schützen und das Pflegepersonal entlasten wollen. Egal, ob das jetzt sinnvoll ist oder nicht, ich verstehe es als Zeichen dafür, dass wir im Herzen doch menschlich sind, im wahrsten Sinne: „Der Mensch Homo sapiens, lateinisch für „verstehender, verständiger“ oder „weiser, gescheiter, kluger, vernünftiger Mensch“, so Wikipedia.
Angst bringt sicher was anderes als das „Mensch sein“ hervor, mit Angst sehen wir in der Maus den Säbelzahntiger und in der Unsicherheit den Untergang der Welt
„Angst essen Seele“ auf, stimmt das? Bei manchen vielleicht. Die Seele ist immer größer als die Angst. Vielleicht kommt dann die Seele sogar mal zum Vorschein? Das, was uns ausmacht: Verbundenheit, Liebe, Grundvertrauen, Freude, Mitgefühl, Stille, SEIN.
Übrigens ist nicht alles abgesagt, es bleibt:
Freundschaft und Liebe, Musik, die Freude im Herzen, die Vögel im Himmel, die Enten auf dem See, das Lachen der Kinder, das Erblühen der Blumen, Wind in den Haaren, Gras unter den Füßen, das Leuchten des Lichts, die Intimität des Herzens…