ROSANA MEDITATION
INNEHALTEN
„Aber alle Menschen träumen, und zwar nicht nur nachts, ohne eigenen Einfluss auf das, was sie da träumen, sondern auch am Tag, in den kleinen Momenten der Müdigkeit oder Unaufmerksamkeit, der Langeweile im Schulunterricht oder in der Vorlesung oder im Job. Alle diese Träume, wie realistisch oder phantastisch, wie farblos oder großartig sie sein mögen, sind nicht die Wirklichkeit, aber sie perforieren die Wirklichkeit; die Träumende schafft sich momentweise eine andere Welt, in der sie sich aufhalten kann, und zwar eine bessere Welt.“
„Es ist den Menschen zur zweiten Natur geworden, sofort das Gerät aus der Tasche zu ziehen, sobald sie sich irgendwo hinsetzen, an der Haltestelle, in der S-Bahn, an der Ampel, im Wartezimmer, überall und die freie Zeit, die doch ihre eigene wäre, mit irgendetwas Belanglosem füllen zu lassen – belanglos im Vergleich zu dem, was man in derselben Zeit alles träumen und sich vorstellen könnte! Der Unterschied zwischen der leeren und der gefüllten Zeit besteht darin, dass die letztere vollständig determiniert ist: Was da kommt und füllt, ist vorgefertigt, von irgendjemand gemacht und nur so und nicht anders zu konsumieren. Die leere Zeit hingegen ist eigene Zeit, die autonom gefüllt werden muss und kann. Sie gehört einem selbst, in der gefüllten Zeit gehört man schon längst jemand anderem“
HARALD WELZER – „ALLES KÖNNTE ANDERS SEIN“ (S. 59-60) – FISCHER VERLAG GMBH
Sie kennen das: kurz vor dem Aufbruch des Frühlings gibt es wieder ein paar kalte Tage. Es liegt was in der Luft, aber es ist noch nicht da. Es hält inne, die Zeit füllt sich mit Spannung und Vorfreude, es ist wie ein Moment des Träumens. Wenn wir als Menschen träumen, entsteht aus dem Luxus des Innehaltens potentiell Neues. Wenn es hervorbricht als Grün oder Knospe können wir erkennen, ob es neu ist oder das Altbekannte. Aber die Momente davor sind unsere Chance, Neues zu wagen. Diese Zeitspanne gehört uns, ihr Inhalt lässt sich von uns gestalten. Ein Plan, eine Wendung, ein neues Engagement: für uns selbst, für unsere Gesundheit, für Menschen in unserem Umfeld, für Bienen, für unsere Enkel, für unsere Welt, ohne die es uns und unser Träumen nicht gäbe…