ROSANA MEDITATION
YIN UND YANG – INNEN UND AUSSEN
Tag und Nacht, Wachsein und Schlaf, Einatmen und Ausatmen, Anspannen und Loslassen bilden den Rhythmus unseres Lebens. Wir wären auf der Stelle tot, wenn sich unser Herzmuskel nicht pausenlos zusammenziehen und wieder entspannen würde, um den Blutkreislauf aufrecht zu erhalten. Auch der Versuch, den Atem über längere Zeit anzuhalten ist mit dem Leben nicht vereinbar und ständige geistige oder emotionale Anspannung ohne Erholung und Lösung der Spannung mündet früher oder später im Burn-out.
Was wie Gegensatzpaare klingt, gehört in Wahrheit zusammen. Polare Zustände bedingen einander und erst ihr rhythmischer Wechsel bringt Ganzheit zum Vorschein. Das wechselseitige Verwobensein von Yin und Yang ist hierfür ein bekanntes Symbol. Die buddhistische Weltsicht weist sogar noch über das Bild von der Einheit der Polaritäten hinaus: Alles ist mit Allem verbunden, Alles bedingt sich wechselseitig. Im Brot ist die Sonne enthalten, die das Korn wachsen ließ, in einer Tomate ist der Ozean enthalten, der als Regen zum Gedeihen der Pflanze erforderlich war.
Yin und Yang – Gegensatzpaare bedingen sich
Auch wir Menschen sind die Melange aus Sonne und Wasser, das Ergebnis aus Essen und Trinken, Wachen und Schlafen, Arbeit und Erholung, aus Genetik und Sozialisation, aus Herz und Hirn, aus Freude und Leid, wir kommen aus einer Vergangenheit und sind auf dem Weg in eine Zukunft. Und genau dazwischen ist das Jetzt, der Moment in dem wir leben und innehalten können…
Ich bin Mensch mit Stärken und Schwächen, mit Wut und Ängsten, Zuversicht und Verzagtheit. Manchmal bin ich mir meiner Verletzlichkeit bewusst, dann nehme ich mir vor, das Rauchen aufzugeben oder ein Glas Wein weniger zu trinken, Vollkornbrot zu essen und Eier von glücklichen Hühnern, Milch zu trinken von Kühen, die auf blumenreicher Weide leben, meinen Fleischkonsum und die Harnsäure zu reduzieren, für meinen Cholesterinspiegel auf tierische Fette zu verzichten, den Tag mit Yoga zu beginnen und mit einer Meditation zu beenden, noch ein paar nahrungsergänzende Pillen oder Schüssler-Salze zu schlucken, vielleicht sogar eine Panchakarma-Kur im RoSana zu machen, weil ich es mir wert bin und weil ich gesund bleiben will und dazu auch die innere Reinigung gehört. Ja, mein Innen ist mir wichtig, meine Gesundheit ist mein wertvollster Besitz, ich will Alles tun, um die Dividende zu mehren…
Ich bin ein Mensch mit analytischem Verstand und der Fähigkeit zu verdrängen, ich habe meist einen klaren Blick für das, was mich interessiert und was ich sehen will, aber manchmal eine Sehschwäche für jenes, was lästig ist, unerfreulich, manchmal sogar richtig falsch. Ich fahre mit 100 PS zum Biosupermarkt und gönne mir Heublumenkäse, Fleisch aus fairer Schlachtung, Steinsalz aus dem Himalaya und Erdbeeren im Dezember. Ich besuche politisches Kabarett und kümmere mich anderntags um meine nicht ganz pestizidfreien Aktien. Sozialpsychologen nennen das „kognitive Dissonanz“, aber irgendwie gelingt es mir nicht so recht, Innen und Außen miteinander in Verbindung zu bringen…
…obwohl meine In-Welt mit der Um-Welt Tag für Tag, Augenblick für Augenblick in Verbindung und wechselseitigem Austausch steht. Manchmal merke ich es sogar, wenn mich bei der Nachricht von der Fusion Bayers mit Monsanto Trauer oder Wut überkommt, wenn in Fernost eine einstürzende Textilfabrik ein Heer von Billiglöhnern unter sich begräbt und mir dabei das Textil-Schnäppchen von letzter Woche – ganz kurz – in den Sinn kommt, wenn mein in stabilem Plastik verpackter Bio-Käse mit der Meldung vom Plastikmüll in den Ozeanen kollidiert.
Innen und Außen gehören zusammen wie Tag und Nacht!
Persönliche Gesundheit gedeiht nicht in einer kranken Umwelt. Heute nicht und erst recht nicht in der Zukunft. Gesundheitsbewusstsein und politisch-ökologisches Bewusstsein sind ein unzertrennliches Paar wie Yin und Yang. Ich habe die Möglichkeit, aus der Analyse der Umstände eine Synthese meiner Möglichkeiten als vernunftbegabter und empathischer Mensch abzuleiten. Ich kann, im Rahmen meiner mehr oder weniger begrenzten Möglichkeiten, durch meine Entscheidungen und mein tägliches Verhalten meine In-Welt ebenso wie meine Um-Welt jeden Tag ein kleines bisschen besser machen. Durch Kaufentscheidungen, Wahlentscheidungen, im Gespräch mit Freunden, durch persönliches Engagement, vielleicht sogar in Gebet oder Meditation, wer weiß das schon?